Lehre der Bedingten Entstehung 

Eine zentrale Erkenntnis Buddhas war die Tatsache, daß alles bedingt entsteht- wenn also bestimmte Gegebenheiten vorhanden sind, entsteht jenes und vergeht dieses. " Wenn dieses ist, wird jenes; wenn dieses entsteht, entsteht jenes. Wenn dieses nicht ist, wird jenes nicht; wenn dieses aufhört, hört jenes auf..." Samyutta Nikaya II.12.2

Verbunden mit dieser Grund-Erkenntnis über Leben und Tod sind die Lehren der Wiedergeburt und das Karma-Prinzip. Über Wiedergeburt kannst Du auf der Seite "Anatta-Lehre/ Wiedergeburt" mehr erfahren. Die Lehre der bedingten Entstehung besagt, daß nichts aus sich heraus entsteht, weil nichts einen unveränderlichen, eigenständigen Wesenskern hat, ein sogenanntes " Ich..." Sondern etwas entsteht, weil bestimmte Bedingungen es ermöglichen. Das gilt auch für uns, für unser sorgsam gepflegtes Bild eines vermeintlichen " Ichs..." Dieses ist eine Illusion, wir sind ebenso wie oben beschrieben entstanden...

Das bedingte Entstehen kann zweierlei Richtungen haben, den unaufhörlichen Kreislauf, wenn wir uns im Samsara befinden und wie im Lauf-Rad, im Rad des Lebens immer wieder gleiches Leiden erleben. Es ist das ständige Pendeln zwischen zwei Polen, zwischen kurzfristig empfundener Freude und als endlos gefühltem Leid, zwischen Liebe und Hass, Gewinn und Verlust oder Schönheit, dann Krankheit und schließlich Tod...

Durch unser Bemühen kann man aber eine spiralförmige Richtung erwirken, die schließlich aus diesem Kreislauf des Leidens hinausführt und im besten Fall im Nirvana endet, wo alles Begehren und somit auch alles Leiden erlöschen.

              Das Karma-Prinzip   

Das Karma-Prinzip oder Karma-Gesetz stellt fest, daß bestimmte Handlungen unweigerlich bestimmte Folgen erzeugen, die auf die handelnde Person Auswirkungen haben bzw. zurückreichen, selbst bzw. erst recht aus einem Vorleben...Es gibt sichtbare und momentan noch nicht sichtbare Folgen. Von grösster Bedeutung ist die Absicht der Handlung: Trete ich beim Joggen ohne es zu merken einen Wurm tot, ist das keine karmische Handlung- anders jedoch, wenn ich ihn sehe und absichtlich darauftrete.

Wer das Karma-Gesetz mit der Wiedergeburt verbindet, wird die ethisch-moralischen Konsequenzen und Verpflichtungen erkennen, die für unser Leben daraus resultieren. Nicht alle tun das, aber Buddha lehrte es so...Man kann zwar Zen auch ohne diese Überzeugung üben, aber dann ist es kein Zen-Buddhismus...Im Zen wird dieses Karmagesetz nicht weiter intensiv beachtet, weil es sonst schon wieder Anhaften an ein Konzept darstellt.

Dazu sagte mir kürzlich Zen-Meister Christian Hammerl/ Buus, Schweiz: " Ich trainiere meinen Geist. Bin ich wirklich bei mir, sind meine Spuren, die ich hinterlasse, gering. Das ist mir ein Herzenswunsch. Ich schaue nicht mehr auf mein eigenes sogenanntes Karma. Ich will zu mir kommen, und einer der grössten Fehler, den ein Übender machen kann, ist: Man will in Wirklichkeit nur sein Samsara ( also das eigene Leben im Leiden, Anmerkung des Verfassers) verbessern. "

Das heißt, er hinterlässt geringe karmische Spuren; das Ziel des Buddhisten ist ja, aus dem Daseinskreislauf auszusteigen und Nirvana zu erreichen.

Das habe ich bisher instinktiv schon beherzigt und mein Leben danach ausgerichtet, zumindest niemandem zu schaden. Und das, weil ich mich dann gut und authentisch fühle und wegen nichts anderem.  

          Das Leiden ( Dukkha)          

Es gibt 3 Arten des Leidens, erkannte Buddha.

Die erste Art ist körperlicher Schmerz aller Art, den auch in gewissem Maße ein Buddha ertragen muß. Kein einziges Lebewesen entgeht psychischen und physischen Schmerzen, wie Trauer um Angehörige, Bauchweh, Liebeskummer, materieller Armut, Krankheiten, Alter und Tod...

Die zweite Art ist nicht so vordergründig-schmerzhaft, aber man leidet trotzdem darunter. Durch die permanente Veränderung aller Phänomene erkennen feinfühlige Menschen sehr oft, daß der Nutzen eines Gegenstandes mal langsamer, mal schneller abnimmt. Und er unterliegt dem Altern, dem Verschleiß. Was man sich gestern mühsam zusammengespart oder auf Kredit finanziert hat, wird alltäglich und geht irgendwann kaputt. Dadurch entsteht die Erkenntnis, daß materielle Wunschbefriedigung über ein normales Maß hinaus auf Dauer nicht zu Zufriedenheit und Glück führen. Allerdings ist das individuell verschieden, und man muß es erst mal erkennen...Und man wird sich bewußt, daß man selber altert, der Vergänglichkeit unterliegt...

Beide Arten des Leidens kann man etwas mildern, wenn man die Ursachen erkennt und dann durch Zazen einen gewissen Gleichmut entwickelt, eine ruhige Gelassenheit- nicht zu verwechseln mit trauriger Resignation. Man akzeptiert also Alter, in gewissem Maße auch unvermeidbare Schmerzen. Und man fährt seine materiellen Bedürfnisse herunter, passt sie seinem Einkommen an, konzentriert sich auf weniger, was mehr sein kann...Man braucht nicht jedes neue Handy, alle neuen technischen Gimmicks...So vermeidet man unnötiges Leiden.

Auch Schmerzen oder besser gesagt psychische Qualen, die in unserem Geist entstehen, kann man vermeiden: Wer sich auf den jetzigen Moment konzentriert, kreativ lebt, Zazen übt und sich nicht so viele Gedanken und Sorgen macht, lebt gesünder und zufriedener. Es kommt meistens sowieso anders als wir befürchten, wünschen, uns ausdenken...Und wir machen uns öfters durch unsere Gedanken das Leben schwer als uns andere Menschen nerven.

Die dritte Art ist sehr subtil und schwierig zu verstehen: Der Irrglaube an ein " Ich ", eine unsterbliche Seele, Wesenskern, etwas Unzerstörbares, etwas das alles überdauert...Diese Illusion sollten wir schnell loswerden, weil sie uns ständig neu leiden lässt. Erleuchtung ist Erkennen und Loslassen dieser Selbsttäuschung.

Solange wir das aber nicht sind, suchen wir- weil wir uns existentiell einsam und getrennt von den anderen empfinden- nach Menschen, die wir " besitzen " wollen, nach Gegenständen, die uns gehören und erfreuen sollen. Alles aber enttäuscht uns früher oder später mehr oder weniger. Unser " Ich " wird selbst in der größten Liebe, der besten Beziehung öfters gekränkt, als wir anfangs denken...

Wenn man diese Lehre des Buddhas für sich selbst erkennt, akzeptiert und dabei täglich Zazen übt, entwickelt man langsam aber stetig eine gewisse Gelassenheit, Zufriedenheit mit seinem Leben und den Umständen, seien sie auch noch so schwierig, nervig oder wenig zufriedenstellend. Man wird versuchen, das Mögliche zu ändern, aber das Unvermeidliche zu akzeptieren.

Komischerweise verschwinden oft Phänomene, Menschen oder Umstände, die uns lange genervt haben, plötzlich oder nach und nach von selber.

So lebt man zufriedener, gesünder und glücklicher- bis eben auf die Leiden der ersten Art wie Krankheit und Tod. Über die Anatta-Lehre des Buddhas, also die Erkenntnis der Leere als Wesen aller Dinge, kannst Du hier auf der Seite "Anatta-Lehre/ Wiedergeburt" Näheres erfahren. 

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